Markt

1 Fachbegriff: Markt

Knappe Definition: Ein Markt ist ein institutioneller oder virtueller Ort, an dem Anbieter und Nachfrager von Gütern und Dienstleistungen zusammentreffen, um Preise auszuhandeln und Austauschprozesse durchzuführen.

2 Klassifikation

  • Teilgebiet: Mikroökonomie, Institutionenökonomik, Makroökonomie, Wirtschaftspolitik

  • Art des Begriffs: Koordinationsmechanismus, Institution

  • Bezug zu Modellen: Angebots-Nachfrage-Modell, Allgemeines Gleichgewichtsmodell

3. Typische Merkmale

  • Koordination durch Preise: Preisbildung erfolgt durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.

  • Dezentralität: Entscheidungen werden von einzelnen Haushalten und Unternehmen getroffen.

  • Freiwilligkeit: Austausch beruht auf gegenseitigem Einverständnis.

  • Informationsasymmetrien möglich: Nicht alle Marktteilnehmer sind gleich gut informiert.

  • Wettbewerbsgrad variiert: von vollständiger Konkurrenz bis zum Monopol.

4. Grafik / Modell

Das klassische Angebot-Nachfrage-Diagramm zeigt die Preisbildung im Marktgleichgewicht (Preis = P*, Menge = Q*), bei dem Angebot und Nachfrage übereinstimmen.

5. Alltags- und Fachbeispiele

  • Alltag: Wochenmarkt, Immobilienplattform, Online-Shopping

  • Fachlich: Kapitalmarkt, Arbeitsmarkt, CO₂-Zertifikatmarkt, Devisenmarkt

6. Relevanz in Forschung und Politik

  • In der klassischen und neoklassischen Theorie bildet der Markt den zentralen Koordinationsmechanismus.

  • Marktversagen (z. B. bei Externalitäten, öffentlichen Gütern oder asymmetrischer Information) wird als Begründung für staatliches Eingreifen herangezogen.

  • Aktuelle politische Debatten betreffen z. B. den „Markt versus Staat“-Diskurs oder die Regulierung digitaler Plattformmärkte.

7. Historische oder interdisziplinäre Perspektive

  • Historisch: Der Begriff stammt aus dem Lateinischen „mercatus“ (Handelsplatz). Adam Smith betonte die Selbstregulierung durch die „unsichtbare Hand“ des Marktes.

  • Interdisziplinär:

    • Recht: Märkte setzen rechtlich gesicherte Eigentumsrechte und Vertragsfreiheit voraus.

    • Soziologie: Märkte sind eingebettet in soziale Normen und Netzwerke (vgl. Granovetter).

    • Politikwissenschaft: Die Gestaltung von Märkten ist immer auch politisch geprägt (z. B. über Regulierungsbehörden).

8. Kritische Reflexion / Debatte

  • Neoklassische Idealisierung: Annahme rationaler Akteure und perfekter Märkte ist empirisch oft nicht haltbar.

  • Behavioral Economics: Märkte werden von Emotionen, kognitiven Verzerrungen und sozialen Normen beeinflusst.

  • Machtverhältnisse: Märkte sind nicht immer neutral; Machtasymmetrien (z. B. bei Plattformökonomie) verzerren das Marktgeschehen.

9. Weiterführende Literatur

  • Coase, R. H. (1960). The Problem of Social Cost. Journal of Law and Economics, 3, 1–44.

  • Smith, A. (1776/1976). The Wealth of Nations. Oxford: Oxford University Press.

  • Williamson, O. E. (1975). Markets and Hierarchies. New York: Free Press.

  • Polanyi, K. (1944/2001). The Great Transformation. Boston: Beacon Press.

Wettbewerbsmärkte und vollkommene Märkte

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