Elastizität verstehen und berechnen

1. Definition: Elastizität verstehen und berechnen

Hier lernen Sie die Grundlagen der Elastizitätstheorie in der Wirtschaftswissenschaften, Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre und speziell in der Mikroökonomie. Was versteht man unter Elastizität $ \varepsilon_{x ,y}$ in den Wirtschaftswissenschaften? Die Elastizität beschreibt die prozentuale Veränderung eines Faktors $ X$, der von Interesse ist (z. B. die Güternachfrage), wenn sich ein anderer Einflussfaktor Y um ein Prozent ändert (z. B. Preis des Gutes) – in der Haushaltstheorie sprechen Ökonomen zum Beispiel gerne von der Preiselastizität der Nachfrage $ \varepsilon_{x,p}$.

\varepsilon_{x,y}=\frac{(\frac{\Delta X}{X})}{(\frac{\Delta Y}{Y})}=\frac{\Delta X}{\Delta Y} \cdot \frac{Y}{X}= X'(Y) \cdot \frac{Y}{X}

Diese Art von Elastizität beschreibt die Sensitivität der Nachfrage $ X(P)$ auf den Preis $ P$. Sie beantwortet die Frage, wie sich der Bedarf an Gütern in Prozent verändert, wenn der Preis um ein Prozent steigt.

  • Drei Ergebnisse sind möglich: Die Nachfrage ist unelastisch (0 bis 0,9 Prozent), proportional elastisch (1 Prozent) oder elastisch (über 1 Prozent).
  • Wenn die Elastizität negativ ist, spricht man von einem Rückgang, während eine positive Elastizität einen Anstieg bedeutet.

2. Preis- und Einkommenselastizität in der Haushaltstheorie

Haushaltsentscheidungen werden von Preisen der Güter, Einkommen des Haushalts und sonstigen Faktoren beeinflusst. Um das Verhalten der Haushalten fachlich beschreiben zu können, wird die Dozentin das Thema Elastizität einführen. In der Haushaltstheorie wird der Dozent Sie zunächst mit dem vorherigen Beispiel der Preiselastizität der Nachfrage $ \varepsilon_{x,p}$ konfrontieren, nachdem er die optimale Entscheidungsfindung der Haushalte hergeleitet hat. Die Preiselastizität der Nachfrage misst die Sensitivität der Nachfrage in Prozent, wenn sich der Preis um ein Prozent ändert.

\varepsilon_{x,p}=\frac{(\frac{\Delta X}{X})}{(\frac{\Delta P}{P})}=\frac{\Delta X}{\Delta P} \cdot \frac{P}{X}= X'(P) \cdot \frac{P}{X}

2.1 Preiselastizität der Nachfrage bei linearer Nachfragefunktion

Unter der Annahme, dass eine lineare Nachfragefunktion $ X(P)=b-aP$ die Marktnachfrage eines normalen Gutes erklärt, können wir die Preiselastizität der Nachfrage mathematisch wie folgt ableiten:

\varepsilon_{x,p}= X'(P) \cdot \frac{P}{X}=-a \cdot \frac{P}{b-aP}
\varepsilon_{x,p}=- \frac{|a|P}{b-aP}=-\Big(\frac{b}{|a|P}-\frac{aP}{|a|P}\Big)^{-1}
\varepsilon_{x,p}= -\Big(\frac{b}{|a|P}-\frac{aP}{|a|P}\Big)^{-1}=-\Big(\frac{b}{|a|P}-1\Big)^{-1}
\varepsilon_{x,p}=-\Big(\frac{b}{|a|P}-1\Big)^{-1}=\frac{-1}{\Big(\frac{b}{|a|P}-1\Big)}

$b>0$ ist die Sättigungsmenge bei einem Preis von Null und $ -a<0$ ist die Grenzeffekt des Preises auf die nachgefragte Menge am Markt. Die Preiselastizität ist in diesem Fall stets negativ, d. h. einen Preisanstieg verursacht immer einen Mengenrückgang der Nachfragern. Sinkt die nachgefragte Menge auf Null beim bestimmten Preis, bezeichnet man den Preis als Prohibitivpreis. Bei diesem Preis werden die Nachfragern vom Markt ausgeschlossen und die Preiselastizität ist an der Stelle unendlich negativ. Mit einem Zahlenbeispiel: $ X(P)=20-2P$ ist $ a=20$, $ |a|=2$ und die Preiselastizität beim Preis von 5 beträgt genau $ -1$ Prozent:

\varepsilon_{x,p}=\frac{-1}{\Big(\frac{20}{2P}-1\Big)}=\frac{-1}{\Big(\frac{20}{10}-1\Big)}
\varepsilon_{x,p}=\frac{-1}{\Big(\frac{20}{10}-1\Big)}=-1

An der Stelle führt eine Preiserhöhung um einen Prozent zu einer Nachfragerückgang um einen Prozent (proportionalelastische Stelle der lineare Nachfragekurve). Bei einem Preis höher/niedriger als $ 5$ Geldeinheiten, ist die Preiselastizität der Nachfrage stärker/schwächer als $ -1$ Prozent. Zum Beispiel bei einem Preis von $ 4$ Geldeinheiten liegt die Preiselastizität der Nachfrage bei $ -\frac{2}{3}$ und bei einem Preis von $ 8$ Geldeinheiten liegt sie bei $ -4$.

2.2 Einkommenselastizität der Nachfrage

Die Dozentin könnte auch die Engel-Kurve anhand der Einkommenselastizität der Nachfrage diskutieren und verschiedene Güterkategorien (normale und inferiore Güter) ableiten. Die Einkommenselastizität der Nachfrage misst die Sensitivität der Nachfrage in Prozent, wenn sich das Einkommen um ein Prozent ändert. Darüber hinaus wird der Dozent auch die Kreuzpreiselastizität verwenden, um Komplementär- und Substitutionsgüter zu kategorisieren. Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage misst die Sensitivität der Nachfrage in Prozent, wenn sich der Preis anderer Güter um ein Prozent ändert.

Die vorangegangenen Erkenntnisse sind für die Unternehmensentscheidung auch von wichtiger Bedeutung. Denn Unternehmen möchten gerne wissen, warum die Haushalten sich so auf Preisänderungen und Einkommensänderungen reagieren.

2.3 Indirekte Preiselastizität der Nachfrage (Kreuzpreiselastizität)

Die Kreuzpeiselastizität oder die indirekte Preiselastizität der Nachfrage misst, wie empfindlich die Nachfrage nach einem Gut reagiert, wenn die Preise anderer verwandter Güter steigen oder sinken. Folglich ermöglicht sie die Messung der Indifferenz-, Substitutions- und Komplementärwirkung der Nachfrage nach einem Gut gegenüber anderen Gütern, die ein Haushalt nachfragen würde.

3. Elastizität in der Theorie des Unternehmens

Widmet sich die Dozentin das Thema Unternehmenstheorie, wird hier auch eigenen Elastizitätskennzahlen wichtig sein, um das Unternehmensumfeld fachlich richtig einzuordnen. In der Unternehmenstheorie sind Wirtschaftswissenschaftler daran interessiert, die Preiselastizität der Input-Nachfrage, die Input-Elastizität des Produktionsniveaus und die Preiselastizität des Angebots des Unternehmens zu erklären. Jede dieser Elastizitäten liefert wichtige Informationen für die Unternehmensführung.

Die Preiselastizität der Inputnachfrage hilft dem Wirtschaftswissenschaftler, die Flexibilität der Produktionstechnologie und der Kostenstruktur (Komplementärinputs und Substitutionsinputs) zu analysieren. Solche Informationen ermöglichen es den Unternehmen, ihre Pläne für den Erwerb, die Lagerung, die Wartung und die Produktion effizient zu koordinieren. Die zweite, die Inputelastizität des Produktionsniveaus, spiegelt die Fähigkeit des Unternehmens wider, die vorhandenen Inputs effizient zu nutzen und in Produktion umzusetzen. Die dritte, die Preiselastizität des Angebots, gibt Aufschluss über die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auf den Märkten für die Unternehmenserzeugnisse.

4. Nachfrage- und Angebotselastizität in der Markttheorie

Bevor es konsumiert oder produziert werden kann, müssen alle Teilnehmerinnen in der Volkwirtschaft sich in Märkten treffen, um Warenleistung gegen Geldleistung zu tauschen (und andersrum). Das Zusammenwirken von Marktteilnehmern am Markt liefert unterschiedliche Lastenverteilungen zwischen Anbieter und Nachfragern. Deshalb werden Elastizitätskennzahlen herangezogen, um das Geschehen zu durchleuchten.

In der Markttheorie erklären Wirtschaftswissenschaftler, wie die Preiselastizitäten von Angebot und Nachfrage den Wettbewerb auf dem Markt beeinflussen. Bei der Beschreibung, wie sich die Besteuerung auf die Konsumenten- und Produzentenrente auswirkt, quantifizieren Ökonomen den Anteil der Belastung zwischen Käufern und Verkäufern, indem sie die Ergebnisse mit der Preiselastizität von Nachfrage und Angebot in Beziehung setzen. Wenn zum Beispiel die Nachfrage auf dem Markt empfindlicher ist als das Angebot, wird die Angebotsseite eine höhere Steuerlast tragen als die Nachfrageseite. Eine solche Aussage zwingt die Studierenden dazu, herauszufinden, wie sie die Elastizitäten vergleichen können.

Betrachten Sie den Fall von normalen Güter. Wann ist die Nachfrage eines normalen Gutes proportionalelastisch?

Wenn die Nachfrage eines normalen Gutes prozentual genauso zurück geht, wie die Preise prozentual gestiegen sind, dann gilt die Nachfrage an der Stelle als proportionalelastisch.

An welcher Stelle reagiert die Nachfrage eines normalen Gutes mit einer proportionalelastische Reaktion auf einen Preisanstieg bei einer linearen Nachfrage?

Richtig!

Bei der Hälfte der Sättigungsmenge bzw. bei der Hälfte des Prohibitivpreises geht die Nachfrage prozentual so zurück, wie die Preise prozentual gestiegen sind (proportionalelastisch), bedingt, dass es sich um eine lineare Nachfrage handelt.

Falsch!

Gehen Sie durch den Beitrag und versuchen Sie nochmal.

Die Nachfrage eines normales Gutes wird durch die Funktion $x(p)=400-20 \cdot p$ beschrieben. $x$ ist die nachgefragte Menge und $p$ ist der Marktpreis. Bestimmen Sie die Preiselastizität bei einem Preis von $p=3$ Euro pro Stuck.

Richtig!

Falsch! Lesen Sie den Beitrag nochmal und wiederholen Sie die Aufgabe.

Weitere Literaturquellen

Varian, H. R. (2016). Grundzüge der Mikroökonomik (9., aktualisierte und erweiterte Auflage). De Gruyter Oldenbourg. Cite
Pindyck, R. S., & Rubinfeld, D. L. (2018). Mikroökonomie (9., aktualisierte Auflage). Pearson. Cite
Sydsæter, K., Hammond, P. J., Strøm, A., Carvajal, A., & Böker, F. (2018). Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler: Basiswissen mit Praxisbezug (5., aktualisierte Auflage). Pearson. Cite
Tietze, J. (2013). Einführung in die angewandte Wirtschaftsmathematik. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02361-4 Cite
Williamson, S. D. (2018). Macroeconomics (Sixth edition, global edition). Pearson Education Limited. Cite
Blanchard, O., & Illing, G. (2017). Makroökonomie (7., aktualisierte und erweiterte Auflage). Pearson. Cite
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